Gedanken zur Ausstellung
Tracce e Strutture - Strukturen und Spuren
im Spazio Culturale La Rada in Locarno vom 30.10.-22.11 .1997

Ich beginne mit einem Zitat aus dem Buch „Selbstportait" von Jakov Lind, Picus Verlag, Wien 1997: „Sascha Alexander, dessen Vater durch Zufall reich wurde, war „felsenfest überzeugt", daß Fotografie Magie ist und mit Lichtzellen und Chemikalien nichts zu schaffen hat. Er arbeitete an einem Entwickler, den man mit dem Löffel einnehmen sollte wie Arznei.
„Absicht der Fotografie kann nicht die Verfertigung eines objektiven Abbilds sein, sondern nur die Fixierung der subjektiven Vorstellung. WARUM SOLLEN DENN ALLE DAS GLEICHE SEHEN? Wer meinen Spezialentwickler trinkt (sobald er fertig ist), kann festhalten was er sieht, vorausgesetzt, er bemisst die Belichtungszeit der Augen richtig."

Strutture Rurali - Rurale Strukturen
nördlicher Getreide-und Kohlfelder und südlicher Weinfelder in Lanzarote
Gegenüberstellung von Kohl- und Schafsköpfen
Tessiner rurale Strukturen des Dorfes Gresso
(Steintreppe, Sommerwiese, Schafherde, Friedhof zu Ognissanti)
Die durch kleine Pflanzkrater gebildete Struktur der lanzarotinischen Weinfelder in schwarzer Lava
Griechenland: auf der Kykladeninsel Sifnos die vom Wind verursachte Struktur des Meeres, die vom Meer verursachten Strukturen des Gesteins, die vom Mensch verursachten Strukturen und Spuren auf dem Land.
Tessin: die Strukturen eines Fisch-Schwarmes im Lago Maggiore, des Himmels über
dem Maggia-Delta bei Gewitter
Indien: am Grabmal des lltimud ud Daula in Agra
Spuren von Menschenhänden an der Wand, und von Affenfüssen auf der Erde, ein wahrer Affentanz
Die Struktur versinkender Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Prag
kurzum: gezeigt werden vom Menschen oder der Natur verursachte Strukuren mit von Tieren oder Menschen hinterlassenen Spuren.



Rezension aus der "Tessiner Zeitung" vom 28./29. Oktober 1997:

"Strukturen und Spuren"



Die Ausstellung von Maren Heyne umfasst eine Sammlung von Photographien, die im Laufe der Jahre entstanden und auf denen von Menschen oder der Natur verursachten Strukturen, von Tieren und Menschen hinterlassenen Spuren festgehalten sind. Maren Heyne, die nicht nur zwischen ihren beiden Wohnorten Düsseldorf und San Nazzaro hin und her pendelt, sondern auch zahlreiche Reisen unternommen hat, entwickelte ein besonderes Auge für die auf diese Weise entstandenen Muster und Zeichen. Mal geraten sie zum Raster, zum Rhythmus, mal setzen sie Akzente in Landschaften, graben Spuren in Stein und Sand. lhren subjektiven Wahrnehmungen von Getreide-, Kohl und Weinfeldern auf Lanzarote, von Sommerwiesen und Steintreppen in Gresso, den Fischschwärmen, den Gewitterwolken über dem Lago Maggiore, den von Wind und Wasser verursachten Strukturen in Griechenland, den Menschenspuren und Affenfährten in Indien, den Grabsteinen in christlichen und jüdischen Friedhöfen, setzt sie ein Zitat von Jakov Lind (Selbstporträt, Picus Verlag, Wien 1997) voraus: «Sascha Alexander, dessen Vater durch Zufall reich wurde, war 'felsenfest überzeugt', dass Fotografie Magie ist und mit Lichtzellen und Chemikalien nichts zu schaffen hat. Er arbeitete an einem Ehtwickler, 'den man mit dem Löffel einnehmen sollte wie Arznei. Absicht der Fotografie kann nicht die Verfertigung eines objektiven Abbilds sein, sondern nur die Fixierung der subjektiven Vorstellung. Warum sollen denn alle das gleiche sehen? Wer meinen Spezialentwickler trinkt (sobald er fertig ist), kann festhalten was er sieht, vorausgesetzt, er bemisst die Belichtungszeit der Augen richtig.»

Maren Heyne, die sich nach dem Architekturstudium der Photographie zuwandte, hat etliche Bücher herausgegeben. «Taubentürme in Tinos» und «Fenster» belegen ihr Interesse für architektonsche Kuriositäten. Ihre Recherchen über jüdische Friedhöfe sind als Spurensuche in Geschichte und Landschaft zu verstehen. In der dokumentarischen Arbeit über das Dorf Gresso im Onsernonetal beobachtete die Photographin während sieben Jahren den Wandel der Zeit in diesem vom ruralen Leben geprägten Ort. Texte dazu schrieben Giovanni Orelli und Dieter Bachmann.

Tina Stolz

Foto: Weinfeld auf Lanzarote (1988)